Personal in der Revision: Akquise qualifizierter Mitarbeiter immer wieder eine Herausforderung

Der „War for Talent“ ist mittlerweile auch in den Revisionsabteilungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ausgebrochen, weshalb die Suche nach qualifizierten Personal für den Revisionsbereich eine große Herausforderung darstellt.

Unternehmen aller Branchen und Größenklassen sehen sich, genau wie die großen und kleinen Wirtschaftsprüfungen, erheblichen Herausforderungen bei der Einstellung von qualifiziertem Personal für den Accounting & Finance-Bereich gegenüber (PwC 2006, 2012; E&Y 2007; Barclay Simpson 2011, 2012; Deloitte 2011; IIA 2011).

Insbesondere die Interne Revision hat hierbei massive Probleme beim Recruiting von qualifiziertem Personal. 64% der CAEs belegen den Mangel an geeignetem Revisionspersonal, besonders in Bezug auf fachliche, technische und zwischenmenschliche Fähigkeiten (GrantThornton 2014; Iyer 2014; Selim, Allegrini, D’Onza, Koutoupis, and Melville 2014; IIA 2015).

Zwar ist in den Universitäten ein stattliches Wachstum von BWL-Absolventen zu verzeichnen, allerdings wachsen gerade die Teilbereiche der BWL mit Bezug zur Revision und der Wirtschaftsprüfung (wie z.B. Rechnungslegung, Wirtschaftsprüfung, Controlling)  nur bedingt mit. Aktuelle Ergebnisse einer bundesweiten Umfrage mit 1.184 (Fach-)Hochschulen und weiteren Bildungsinstituten von Bravidor & Loy (2017) kann zwar ein Absolventenwachstum von 2003-2014 um 57% feststellen (von 18586 auf 29243 Studierenden), allerdings ist die Zahl im übergeordneten Bereich Rechnungswesen im gleichen Zeitraum deutlich geringer (nur 11%). Die Forscher finden ein sinkendes Interesse von Studierenden in fast allen Bereichen des Rechnungswesens (wie Steuerlehre, Rechnungslegung, Wirtschaftsprüfung und Controlling). Lediglich der Bereich Finanzierung ist im Zeitverlauf gewachsen.  Als Grund wird hier häufig eine Fehlausrichtung der Lehrinhalte und Lehrangebote an den verschiedenen (Fach-)Hochschulen angeführt.

Die anscheinende Unattraktivität kann auch auf die antiquierten Stereotypen des „Erbsenzählers“, „Wachhunds“ und „Bürokraten“ zurückzuführen sein. Und auf eine mangelnde Kenntnis ganz allgemein: Die Begrifflichkeit ist einerseits kein fester Bestandteil des Studiums und andererseits auch nur Gegenstand von SEHR WENIGEN Studiengängen. Auch durch die Einrichtung EINES Lehrstuhls für Interne Revision hat sich dadurch in der deutschlandweiten Hochschullandschaft noch nicht all zu viel geändert. Beides sind Faktoren, die die Motivation eines späteren Berufseinstiegs deutlich reduzieren.

Die vielfältigen Vorteile der Tätigkeit in der Revision und/oder eines Berufseinstiegs in ebendieser scheinen die breite Masse der potentiellen Revisorinnen und Revisoren leider nicht bekannt zu sein und folglich die Sorgen um das Personal nicht zu verbessern. Dabei sind doch gerade die Vorteile offensichtlich und vielfältig, da der Job als Revisor so viele verschiedene Perspektiven bietet:

  • Spannende Einblicke in verschiedene Unternehmensbereiche!
  • Abwechslung statt Monotonie!
  • Prozesse verstehen und analysieren!
  • Internationale Tätigkeit: Nicht nur in der Stellenbeschreibung, sondern im täglichen Umfeld!
  • Interaktion mit dem (Top-)Management!
  • Team-Arbeit und Selbstständigkeit!
  • Kontinuierlicher Ausbau der Kompetenz!

Zudem bieten Weiterentwicklungsprogramme die Option, nach einer gewissen Arbeitszeit in der Revision (zwischen 2 und 5 Jahren) als Fach- und Führungskraft aus der Revision zu rotieren und Führungsaufgaben im Management zu übernehmen. Diese Nutzung der Revision als sogenannter Management Training Ground bietet sowohl Vorteile für die Unternehmen (da ausgebildete Governance-Fachleute Führungsaufgaben wahrnehmen), als auch Vorteile für die Revisoren, welche zahlreiche Karriereoptionen außerhalb der Revision wahrnehmen können und nicht als Berufsrevisor in der Funktion bleiben.

Es scheint aus Sicht des Berufsstandes also darum zu gehen, die positiven Merkmale der Internen Revision mehr nach außen zu tragen, damit Studierende, Forscher und Unternehmen wissen, was die Revision leisten kann. Aus Sicht der einzelnen Revisionsfunktionen muss die langfristige Akquise von qualifizierten Mitarbeitern ein zentrales Ziel der Revision sein, damit auch in Zukunft kompetente Revisoren prüfen und beraten können und nicht der „ungeliebte Schwiegersohn“ als Berufsrevisor die Außendarstellung nur noch weiter verschlechtert…