Management Training Ground oder „warum ich ein Interner Revisor werden sollte“

Die Gründe für den Einstieg in der Internen Revision sind vielfältig. Waren vor einigen Jahrzehnten die Stellen in der Internen Revision noch das „Abstellgleis“ für Mitarbeiter im gefühlten Vorruhestand, hat sich das Berufsbild massiv verändert. Interne Revisionen müssen aufgrund ihrer vielfältigen Aufgaben ein Team aus hochqualifizierten Kolleginnen und Kollegen einstellen und bieten im Umkehrschluss auch hervorragende Auf- und Aufstiegsmöglichkeiten. Der enorme Bedarf an Personal mit Fokus auf „Audit“ zeigt sich dabei nicht nur in den Internen Revisionsabteilungen, sondern auch in den großen Prüfungsgesellschaften. Doch was sind hierbei eigentlich die Vorteile der Arbeit in der Revision?

Zunächst einmal, die Möglichkeit, Ihre Kenntnisse und Geschäftsfähigkeiten als Revisor kontinuierlich weiterzuentwickeln (bspw. durch kontinuierliche Weiterbildung, die Revisionspraxis oder professionelle Zertifizierungen). Eine zentraler Vorteil ergibt sich auch aus den Entwicklungsmöglichkeiten, wenn die Revision als „Jobpromoter“ genutzt wird. So wird die Interne Revision häufig als sogenannter „Management Training Ground“ genutzt, bei dem Revisoren durch ihre Arbeit in der Revision auf zukünftige Führungspositionen vorbereitet werden.

Warum sollte ich also in der Revision bleiben bzw. in die Revision gehen?

  • Die Chance, ein (sehr) akzeptables Gehalt zu verdienen, ist hoch.
  • Die Möglichkeiten, jede Funktion oder Tochtergesellschaft eines Unternehmens im Laufe der Zeit zu sehen, sind sehr gut.
  • Der Job ist abwechslungsreich, spannend und anspruchsvoll.
  • Das Netzwerk einer Revision in einem Unternehmen ist hervorragend.
  • Die Entwicklungsmöglichkeiten als Management Training Ground (MTG) sind hervorragend.

Die Rotationsbesetzung in der Revision, also das MTG-Konzept, rotiert neue oder erfahrene Mitarbeiter für einen vorab bestimmten Zeitraum (in der Regel zwischen 3 und 5 Jahren) oder einen variablen Zeitraum in die Revision, bevor sie in Führungspositionen außerhalb der Revision versetzt werden. Interessanterweise, wird die Praxis weltweit intensiv gelebt, weshalb ca. 64 % der Fortune-500-Unternehmen ihre Revision als MTG für zukünftige Manager nutzen. Wie gesagt, existieren dabei zwei Ansätze, um die Revision als MTG zu nutzen:

  1. Neue Absolventen können als Interne Revisoren eingestellt werden, mit dem Versprechen, nach einigen Jahren in Linienführungspositionen aufzusteigen.
  2. Bestehende Mitarbeiter können für einige Jahre zur Revision wechseln und innerhalb von Linienfunktionen wieder auf eine höhere Position versetzt werden.

Die folgende Abbildung veranschaulich das Konzept und die einzelnen Facetten.

Aus diesem Rotationskonzept ergeben sich zahlreiche positive Faktoren. Hierzu zählen:

  • Interne Revisoren führen eine Vielzahl von Aktivitäten in verschiedenen Abteilungen innerhalb des Unternehmens durch.
  • Die Erfahrung des Audits kann ein besseres Verständnis für die Bedeutung der internen Kontrollen fördern.
  • Interne Revisoren lernen systematische und analytische Arbeitsmethoden.
  • Die Bereitschaft der Bewerber, sich innerhalb der Revision zu bewerben, wird erhöht.
  • Qualifizierte, ambitionierte Bewerber werden aufgrund guter Karrieremöglichkeiten für eine Stelle innerhalb der Revision gewonnen.
  • Kontinuierliche, interne Leistungsbeurteilungen der potenziellen zukünftigen Führungskräfte können das Unternehmen dabei unterstützen, zu entscheiden, ob Personen für Führungspositionen qualifiziert sind.

 

Doch neben diesen ganzen strahlenden Eigenschaften, existieren auch einige Schattenseiten.

  • Es kann sozialer Druck und wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen der Revision (bzw. dem MTG-Revisor) und dem Management der geprüften Einheit entstehen.
  • Die Unabhängigkeit und Objektivität der Revisoren kann beeinträchtigt werden.
  • Mitarbeiter haben möglicherweise wenig langfristiges Interesse an der Revision und folglich keinen Anreiz, die Qualität der Revision zu verbessern.
  • Gut ausgebildete, qualifizierte Revisoren verlassen regelmäßig die Revision, was die Qualität beeinträchtigen kann (Know-how-Verlust).

In der zusammenfassenden Betrachtung ist das Konzept von hoher praktischer Relevanz und bietet die zahlreichen genannten Vorteile für die Revisionsfunktion und auch den Revisor. Zudem kann das Unternehmen durch dieses Konzept Governance-Experten, nämlich die ehemaligen Revisoren, in die Führungspositionen bringen, um hierdurch insgesamt die Qualität der Governance im Unternehmen zu verbessern. Und der letzte Vorteil ist von besonderer Bedeutung für den Berufsstand: Die Attraktivität der Revision wird für die sogenannten „High-Potentials“ nun auch offensichtlich, wodurch sich hoffentlich auch top-qualifizierte Kolleginnen und Kollegen in die und in der Revision entwickeln. Also zusammenfassend für Unternehmen, Revision und Revisor eine WIN-WIN-WIN-Situation.

Wer weiterführende Literatur hierzu sichten mag, wird beispielsweise hier fündig:

https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2691535

https://www.zirdigital.de/ZIR.03.2014.132