Forschungsupdate 11/2018

Brüggen, A., Feichter, C., & Williamson, M. G. (2018). The Effect of Input and Output Targets for Routine Tasks on Creative Task Performance. Accounting Review, 93 (1), 29-43.

In den meisten Unternehmen können Arbeitnehmer ihre Zeit frei einteilen. Häufig gibt es ein bestimmtes Pensum an Aufträgen, das abzuarbeiten ist oder einen Zeitrahmen für bestimmte Aufgaben. Dies lässt den Arbeitnehmer die Freiheit zu entscheiden, mit welcher Aufgabe er sich in welcher Reihenfolge beschäftigt. Auch in der Internen Revision sind solche Freiheiten vorhanden, da das geplante Programm einer Prüfung nicht zwangsläufig fix terminiert ist. Erfordern die Prüfungshandlungen z.B. kein längeres Gespräch mit Mitarbeitern – wofür i.d.R. ein Termin vereinbart werden muss – kann der Revisor also entscheiden, welchen Prüfungsschritt er wann erledigt. Man kann bei den Arbeiten zwischen Routineaufgaben und kreativen Aufgaben unterscheiden. Vor diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie beispielsweise ein Revisionsleiter sicherstellen kann, dass seine Revisoren sich die Zeit zwischen Routineaufgaben und kreativen Aufgaben angemessen aufteilen und zu guten Ergebnissen kommen.

In einem Experiment wurden die Teilnehmer zur Untersuchung der Fragestellung gebeten, eine Routineaufgabe und eine kreative Aufgabe in 20 Minuten zu lösen. Dabei wurden entweder keinerlei Vorgaben, Inputvorgaben (mindestens 10 Minuten für die Routineaufgabe verwenden), Outputvorgaben (Ziel in der Routineaufgabe erreichen) oder Input- und Outputvorgaben zur Routineaufgabe gemacht. Es zeigte sich dabei, dass Teilnehmer mit Input- und Outputvorgaben die beste Performance bei den kreativen Aufgaben hatte. Ohne Outputvorgabe haben die Teilnehmer weniger effektiv gearbeitet, während sie ohne Inputvorgabe weniger Zeit für die kreative Aufgabe verwendet haben.

Diese Ergebnisse zeigen, dass es für Vorgesetzte wie den Leiter der Internen Revision wichtig ist, seinen Mitarbeitern Ziele zu setzen. Indem festgelegt wird, was Mitarbeiter in welcher Zeit bei Routineaufgaben erreichen müssen, kann die Performance bei kreativen Aufgaben erhöht werden. In der Revisionspraxis könnte das bedeuten, dass in der Prüfungsplanung genau festgelegt wird, wie lange bestimmte Prüfungshandlungen dauern sollen, um bestimmte Prüfungsnachweise zu generieren.

 

Bonner, S., Majors, T., & Ritter, S. (2018). Prepopulating Audit Workpapers with Prior Year Assessments: Default Option Effects on Risk Rating Accuracy. Journal of Accounting Research, 56 (5), 1453-1481.

Wenn die Interne Revision oder die Wirtschaftsprüfer eine Einheit prüfen, kommt es häufig dazu, dass sie auf Daten von vergangenen Prüfungen zurückgreifen können. In vielen Internen Revisionen gibt es beispielsweise eine Vorgabe zum Turnus (z.B. von 5 Jahren), in dem Einheiten spätestens erneut geprüft werden sollen. Dies führt dazu, dass die Prüfer häufig auf ältere Berichte zurückgreifen können. Einerseits ergeben sich hieraus eine Fülle an Vorteilen: Die Dokumentation ermöglicht beispielsweise einen schnellen Überblick, kann Hilfestellungen liefern und so die Effizienz erhöhen. Andererseits besteht die Gefahr, dass man sich auf die älteren Angaben verlässt und diese im schlimmsten Fall übernimmt. Hierdurch kann es möglich werden, dass falsche Bewertungen der letzten Prüfung auf die aktuelle Prüfung übertragen werden.

Zum Test des Verhaltens von Prüfern wurde ein Experiment durchgeführt, in dem die Teilnehmer 19 Risikofaktoren eines Unternehmens von 1 bis 5 bewerten sollten. Diese Risikofaktoren wurden bereits im Vorjahr bewertet, wobei sich das Risiko von 8 Faktoren erhöht und von 6 Faktoren verringert hat. Eine Hälfte der Teilnehmer hatten Kenntnis von der Risikobewertung der vergangenen Prüfung, während die übrige Hälfte hierüber nicht informiert wurde. Es zeigte sich, dass die Prüfer, die Zugriff auf die vergangenen Risikobewertungen hatten, weniger genau bei der Einschätzung waren, wenn sich die Risikofaktoren verändert haben, aber eine exaktere Bewertung bei unveränderten Risikofaktoren abgegeben haben.

Die Ergebnisse zeigen, dass Prüfer dazu neigen, die Ergebnisse aus den vergangenen Prüfungen zu übernehmen. Dies führt allerdings bei einer Veränderung der Risikosituation zu einer falschen Bewertung und mindert damit die Qualität der Prüfung. Auch wenn die Dokumentation als Hilfestellung dienen kann, sollten sich die Prüfer bewusst machen, dass ihre Haltung durch die Ergebnisse verzerrt werden kann.

 

Saiewitz, A., & Kida, T. (2018). The effects of an auditor´s communication mode and professional tone on client responses to audit inquiries. Accounting, Organizations and Society, 65, 33-43.

In einer Prüfung kommt es immer wieder zu Situationen, in denen der Revisor oder der Wirtschaftsprüfer zusätzliche Daten nachfragen muss, um zu einer Einschätzung zu kommen. Auch in der Prüfungsplanung steht es dem Revisor frei, ob er Datenanfragen z.B. per E-Mail versendet oder ob er mit der Einheit telefoniert. Besonders jüngere Prüfer greifen hierbei gerne auf elektronische Kommunikationsmittel zurück, insbesondere E-Mails. Dies erlaubt ihnen den als unangenehm wahrgenommenen Kontakt mit den erfahrenen Managern zu umgehen.

Um diesen Sachverhalt zu untersuchen, sollten sich in einem Experiment die Teilnehmer in die Rolle der geprüften Einheit versetzen. Diese erhielten entweder per E-Mail, als Anruf oder per Video eine Anfrage des Prüfers. Der Inhalt war dabei jeweils gleich, sodass beim Anruf der Text der E-Mail vorgelesen wurde und beim Video die Tonspur des Anrufs verwendet wurde. Zusätzlich wurde der Ton variiert, sodass sich der Prüfer pro Kommunikationsmedium entweder sehr professionell oder weniger professionell ausgedrückt hat. Die Teilnehmer sollten nach Erhalt der Prüfungsanfrage zu einer Anpassung des Umsatzes Stellung nehmen. Hierbei zeigte sich, dass die Teilnehmer mit E-Mails eher dazu neigen, Informationen verzerrt darzustellen, um ihre Position zu unterstützen, als die Teilnehmer mit Anrufen oder Videos. Selbiges gilt für Teilnehmer, die eine wenig professionell ausgedrückte Prüfungsanfrage erhalten haben.

Dieses Experiment zeigt, dass Prüfer sich über die Auswirkungen ihrer Kommunikation im Klaren sein sollten. Insbesondere jungen Prüfern muss bewusst gemacht werden, dass die Verwendung von E-Mails und eine wenig professionelle Wortwahl dazu führen können, dass ihre Haltung hinterfragt wird bzw. die Einheit Informationen entsprechend ihrer eigenen Haltung verzerrt. Diese Ergebnisse sollten dazu führen, dass in Prüfungen situationsbedingt abgewogen wird, welche Vor- und Nachteile mit der jeweiligen Form der Kommunikation einhergehen.