Das Selbstbild der Internen Revision

Für eine Studie zum Selbstbild von Internen Revisoren baten G. Sarens, R. Lenz und L. Decaux Revisoren aus der ganzen Welt ihre Rolle im Unternehmen mit einem Satz zu beschreiben. Die Auswertung der eingegangenen Beschreibungen kommt zu dem Schluss, dass das Selbstbild eines Revisors in eine von fünf Kategorien eingeordnet werden kann:

  1. Negatives Selbstbild:

Ein negatives Selbstbild schafft Distanz und formt die Basis dafür, dass der Revisor im Unternehmen nicht akzeptiert oder gar gefürchtet wird und verhindert die Entstehung einer Vertrauenskultur. Beispiele sind Beschreibungen wie „Watchdog“ oder „Spion“.

  1. Fehlende Identität, abwertendes Selbstbild:

Die Revision sieht sich lediglich als Assistent Anderer oder als Zuschauer im Unternehmen.

  1. Leere oder selbstverständliche Worte:

Die Revision definiert sich über Begriffe ohne spezifische Bedeutung, was schnell zur Marginalisierung der IR im Unternehmen führen kann.

  1. Übermäßig ehrgeiziges oder arrogantes Selbstbild:

Revisoren die ihr Gegenüber respektlos, von oben herab behandeln und sich selbst zu Spezialisten ernennen, sorgen für Enttäuschungen, da sie oft zu viel versprechen und zu wenig liefern. Selbstbeschreibungen sind bspw. „Held“ oder „wichtiger als andere“.

  1. Positives Selbstbild

Eine eindeutige und tragfähige Identität schafft die Basis für Effektivität der IR. Konstruktive Sprache und Wörter, die eine Bedeutung tragen, wie bspw. „positive Veränderungen bewirken“ oder „gemeinsam stärker sein“ kennzeichnen ein positives Selbstbild der IR.

Sarens, R. Lenz und L. Decaux schlagen zudem eine neue Metapher für das Selbstbild der Revison vor: Der Interne Revisor ist ein Farmer.

Die Autoren sind der Meinung, dass die sinnbildlichen Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen des Farmers erstrebenswert für die Revision sein sollten und zeigen folgende Parallelen beider Berufsbilder auf:

Die Landwirtschaft ist auf unvorhersehbare und unverlässliche Faktoren, wie bspw. das Wetter, angewiesen, die der Farmer nicht kontrollieren kann. Farmer sind daher nicht überheblich, sondern stets bemüht ihre Umwelt besser zu verstehen. Sie müssen zudem stets flexibel bleiben. Gleiches gilt in Zeiten einer immer komplexer und schnelllebiger werdenden Unternehmensumwelt für die Revision, die flexibel auf immer neue Risiken und Herausforderungen reagieren muss.

Erfolge kommen in der Landwirtschaft nicht durch die formale Autorität des Farmers, ebenso wie der Revisor nicht durch seine Stellung in der Unternehmenshierarchie, sondern durch sein Wissen, seine Fähigkeiten und Erfahrungen erfolgreich in seinem Beruf ist.

Farmer arbeiten indirekt, da sie zwar sähen, die Pflanzen jedoch selbst wachsen müssen. Der Farmer kann lediglich für vorteilhafte Umstände sorgen. Auch der Interne Revisor arbeitet indirekt, da er Prozesse nicht selbst ändert, sondern Andere dazu inspiriert ihr Verhalten zu ändern, Anpassungen und Verbesserungen vorzunehmen.

Farmer und Revisoren arbeiten output-orientiert. Das reine Schreiben eines Revisionsberichts wird dabei natürlich nicht als ausreichender Beitrag angesehen. Der Output der Revision sind vielmehr die tatsächlichen Veränderungen, die eine Prüfung bewirkt.

Beide Berufsgruppen müssen respektvoll mit ihrer jeweiligen Umwelt umgehen. Zudem müssen sich Farmer wie auch Revisoren an die Umstände und Situationen anpassen, denen sie begegnen, um erfolgreich zu sein. Auch die langfristige Ausrichtung der Landwirtschaft ist auf die Arbeit der Revision übertragbar.

Der Artikel von G. Sarens, R. Lenz und L. Decaux erschien in The EDP Audit, Control, and Security Newsletter und ist hier zu finden: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/07366981.2016.1220226?journalCode=uedp20.