Prüfung der Unternehmenskultur

In seinem Artikel „How to Audit Culture” stellt James Roth die Schwierigkeiten von Prüfungen der Unternehmenskultur dar und gibt Hinweise zu nützlichen Prüfungstechniken. Kultur wird dabei definiert als die Werte, die das alltägliche Verhalten in der Organisation bestimmen. Die Unternehmenskultur wird dabei stark durch den Tone at the Top geprägt, aber auch durch die Unternehmensstrategie und -struktur, durch Anreize sowie durch die persönlichen Wertvorstellungen der Mitarbeiter.

Die Komplexität von Prüfungen der Unternehmenskultur ist u.a. damit zu begründen, dass innerhalb einer Organisation verschiedene Subkulturen bestehen, die bspw. von einzelnen Managern in ihrer jeweiligen Einflusssphäre geschaffen werden und die von der Unternehmenskultur abweichen. Auch unterscheidet sich die Kultur oftmals zwischen den Funktionen, da die Marketingabteilung in ihren Aktivitäten ggf. aggressiver vorgehen muss, als die Finanzbuchhaltung. Zudem fehlen oftmals klar definierte, spezifische Bewertungskriterien, da die Unternehmenskultur nicht in Form eines formalen Dokuments (wie bspw. dem Ethikkodex) existiert, sondern vielmehr in der Wahrnehmung der Mitarbeiter zu finden ist. Diese Wahrnehmung bestimmt das Verhalten der Mitarbeiter. Daher kann auch der Vorstand der Revision lediglich mitteilen, was er für die Unternehmenskultur hält.

Die Mitarbeiter sind somit die wohl wichtigste Ressource für die Revision um Informationen über die Unternehmenskultur zu erhalten.

Prüftechniken sind bspw.:

  • Ursachenforschung, die es erlaubt Zusammenhänge zu erkennen und die Probleme der Unternehmenskultur aufzudecken aus denen letztlich weitere Auditfindings resultieren
  • Strukturierte Interviews und Mitarbeiterbefragungen
  • Moderierte Workshops

Da konkrete „harte“ Fakten und Zahlen oftmals schlagkräftiger sein können als entsprechende „weiche“ Fakten, werden zur Erfassung der Unternehmenskultur zudem u.a. folgende Messgrößen vorgeschlagen:

  • Krankenstandsstatistiken
  • Mitarbeiterfluktuation
  • Häufigkeit der Verfehlung von Leistungszielen
  • Ergebnisse von Kundenbefragungen
  • Anzahl der Kundenbeschwerden

Roth gibt zu bedenken, dass die Prüfung der Unternehmenskultur die IR vor eine große Herausforderung stellt, da eine Bewertung und Beurteilung selten eindeutig erfolgen kann. Die Anwendung eines Reifegradmodells bietet eine sinnvolle Hilfestellung, da ein solches Modell die Kultur anhand verschiedener Attribute erfasst. Für jedes Merkmal der Unternehmenskultur kann die Geschäftsführung so den gewünschten Reifegrad festlegen, was es der IR ermöglicht ihre Prüfungs- und Berichtstätigkeiten entsprechend auszurichten.

 

Vereinfachte Darstellung eines Reifegradmodells (eigene Darstellung)

 

Der Artikel ist zu finden unter: https://iaonline.theiia.org/2017/Pages/How-to-Audit-Culture.aspx